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Das Aus der gesetzlichen Rente: Warum selbst investieren unausweichlich ist

Die Altersvorsorge wird in Deutschland zunehmend zu einem Thema, welches Verbraucherinnen und Verbraucher selbst in die Hand nehmen müssen. Durch den demografischen Wandel sinkt die Zahl der Einzahler in die gesetzliche Rentenversicherung, während immer mehr Menschen ihre Rente beziehen. Das Rentenniveau schrumpft stetig – und reicht schon heute kaum zum Leben.

Wir haben mit Enno Engellandt, dem Gründer und Inhaber von Finanzenbiber darüber gesprochen, was Angestellte, Selbstständige und Unternehmer jetzt für ihre Vorsorge tun können.

Die Tücken der gesetzlichen Rentenversicherung

Frage: Herr Engellandt, die Deutsche Rentenversicherung galt über viele Jahrzehnte als „sicherer Hafen“ für die Rente des arbeitenden Mittelstandes in Deutschland. Warum hat sich das heute geändert?

Engellandt: Das im Jahr 1989 von Otto von Bismarck eingeführte Konzept wurde in den nachfolgenden Jahren zwar mehrfach reformiert und ausgeweitet, die grundlegende Basis blieb jedoch weitestgehend gleich. Vereinfacht gesagt funktioniert es so: Durch ein Umlageverfahren werden die Beiträge der Erwerbstätigen genutzt, um die aktuellen Renten zu finanzieren. Das Problem: Wenn es einmal mehr Rentner als Beitragszahler gibt, gerät das System ins Wanken und scheitert anschließend vollkommen. Wo früher noch sechs Erwerbstätige einen Rentner finanziert haben, sind es heute bereits nur noch zwei.

Frage: Und was bedeutet das für die Arbeitnehmenden?

Engellandt: Das Rentenniveau, also die Summe der Rente im Vergleich zum letzten Bruttogehalt, liegt nur noch bei 48 Prozent. Kaum genug, um im Ruhestand ein würdevolles und entspanntes Leben zu führen. Auch Beamte haben oft nur rund 60 Prozent der vorherigen Dienstbezüge zur Verfügung. Die Rentenlücke wird in den nächsten Jahren deutlich größer und zwingt Menschen, die sich auf die gesetzliche Rente verlassen, dazu, im Ruhestand weiterzuarbeiten. Eine frühzeitige private Altersvorsorge ist also unausweichlich.

Die verschiedenen Arten der privaten Altersvorsorge

Frage: Welche Vorsorgemodelle gibt es, um diese Lücke zu schließen?

Engellandt: Um die Versorgungslücke im Alter zu schließen, gibt es gleich eine ganze Reihe möglicher Vorsorgemodelle. Welche davon sinnvoll sind, hängt stark von der individuellen Lebenssituation, der Art der Erwerbstätigkeit und den späteren Bedürfnissen ab. Wir bei Finanzenbiber möchten nicht, dass Kunden sich auf ein Standardkonzept verlassen und eventuelle Nachteile in Kauf nehmen müssen. Unser Ziel ist eine sinnvolle Kombination aus verschiedenen Bausteinen, die auf das Ziel unseres Kunden abgestimmt sind. Zu den zentralen Formen der privaten Altersvorsorge zählen:

  • Betriebliche Altersvorsorge: Interessant für Angestellte, da diese Form steuerlich begünstigt ist und mit dem Arbeitgeber vereinbart wird
  • Private Rentenversicherungen (z. B. ETFs): Hohe Flexibilität und gute Renditechancen. Gerade ETFs gelten als effiziente und kostengünstige Anlageform mit breiter Risikostreuung – ideal für langfristige Strategien und außerdem gibt es hier Steuerliche Förderungen
  • Riester- oder Rürup-Rente (Basisrente): Staatlich gefördert und in vielen Situationen sinnvoll.
  • Immobilien: Für viele meiner Kunden ein zentraler Aspekt in der Altersvorsorge. Sowohl zur Eigennutzung als auch zur Vermietung bieten sie Inflationsschutz und laufende Einnahmen. Gerade dann, wenn das Gebäude im Alter abbezahlt ist, ergeben sich attraktive, steuerlich optimierte Nebeneinnahmen.

Tipp: Gerade für Selbstständige ist die Basisrente steuerlich besonders attraktiv: Bis zu 47 % der Beiträge lassen sich von der Steuer absetzen. Auch die spätere Auszahlung wird oft geringer besteuert – vor allem bei ETF-basierten Fonds, was langfristig Vermögen aufbaut und zugleich Steuern spart.

Die Förderung erfolgt über die jährliche Einkommensteuererklärung. Dabei sind mehrere tausend Euro Steuerersparnis pro Jahr keine Seltenheit.

Frage: Und was halten Sie von ETFs als eigene Altersvorsorge?

Engellandt: Viele Apps zum Investieren locken mit Einfachheit, sind für Einsteiger jedoch ungeeignet. Die Komplexität des Marktes und scheinbare, kurzfristige Erfolge führen zu mitunter schmerzhaften Verlusten. Ich empfehle daher immer, einen Experten aufzusuchen, der das Investment persönlich und transparent erklärt.

Investments richtig einordnen lassen

Frage: Sie empfehlen also, sich beraten zu lassen, bevor man in ETFs investiert?

Engellandt: Genau. ETFs bieten langfristig die besten Renditechancen, erfordern jedoch auch eine gewisse Risikotoleranz, viel Geduld und einen längeren Anlagehorizont. Wer bei kurzfristigen Schwankungen emotional reagiert, kann hier schnell nervös werden. Für Anfänger empfehle ich ETFs und Fonds. Sie bilden ganze Branchen oder Märkte ab, sind kostengünstiger und streuen das Risiko auf einen ganzen „Korb“ voller Unternehmen. Im Vergleich zu klassischen Fonds oder Einzelaktien bieten ETFs niedrige laufende Kosten, volle Transparenz und eine sehr einfache Handhabung – auch in Rentenverträgen oder bei Entnahmeplänen.

Frage: Was sind für Sie die entscheidenden Faktoren beim Investieren?

Engellandt: Sie sollten nie blind investieren, sondern sich einen Experten an die Seite holen, der Ihnen die Finanzprodukte erklärt. Finanzen sind kein Glücksspiel, sie folgen immer einer klaren Strategie.

Steuerliche Vorteile gezielt nutzen

Frage: Sie haben auch die steuerlichen Aspekte angesprochen. Wie können Anleger diese optimal nutzen?

Engellandt: Neben der Auswahl der richtigen Produkte möchte ich betonen, dass sich unsere Agentur Finanzenbiber auch darauf konzentriert, die steuerliche Komponente in die Altersvorsorge miteinzubeziehen. Viele Menschen wissen nicht, dass sie durch Freibeträge, Verlustrechnungen oder das Ehegattensplitting eine Menge Geld sparen bzw. deutlich mehr Geld erhalten können. Gerade bei ETFs gibt es durch das Investmentsteuerreformgesetz klare Regeln, die man kennen sollte. Wer etwa seinen Sparerpauschbetrag ausschöpft oder Investments in einem steuerlich begünstigten Rahmen einbindet, kann seine schlussendliche Rendite mehr als deutlich verbessern.

Besonders hervorzuheben ist hier, dass ETF-basierte Anlagen besonders in der Auszahlphase im Vergleich zu klassischen Produkten steuerlich begünstigt behandelt werden.

Frage: Und wie lange dauert es, bis sich diese steuerlichen Vorteile auszahlen?

Engellandt: Viele steuerliche Vorteile für Anlegerinnen und Anleger ergeben sich erst nach einigen Jahren oder sogar Jahrzehnten. Es ist deshalb wichtig, sich vor der Entscheidung für eine Anlageform beraten zu lassen, um nicht auf bares Geld in den Folgejahren zu verzichten.

Die ersten Schritte zur Altersvorsorge – Tipps vom Profi

Frage: Was sollten Menschen tun, die ihre Altersvorsorge jetzt aufbauen möchten?

Engellandt: Wer sich jetzt darum kümmern möchte, seine eigene Altersvorsorge aufzubauen, muss sich zunächst einen Überblick über seine finanzielle Situation verschaffen. Der erste Schritt ist immer eine gründliche Bestandsaufnahme. Fragen, die sich neue Anlegerinnen und Anleger stellen sollten, sind:

  • Wie viel Geld kann ich monatlich zur Seite legen / investieren?
  • Wie viele Jahre möchte ich / muss ich noch arbeiten?
  • Bin ich bereit, die Risiken von ETFs einzugehen?
  • Wen muss ich mit meiner späteren „Rente“ absichern?

Vorsorge für Gründer und Selbstständige

Frage: Was raten Sie Gründern und Selbstständigen, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen?

Engellandt: Bei Finanzenbiber arbeiten wir häufig mit Unternehmern und Freiberuflern, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Da diese nur sehr selten in die gesetzliche Versicherung einzahlen, haben sie oft Sorgen vor dem späteren Ruhestand. Aber ich kann Gründer entwarnen: Wer früh und strukturiert mit dem Investieren beginnt, der kann auch ohne gesetzliche Rente und tiefe finanzielle Einschnitte gut vorsorgen. Mit den richtigen Instrumenten lassen sich Risiken gut abfedern. Alles steht und fällt mit einer guten Beratung durch Experten.

Abschließende Gedanken zur Altersvorsorge

Frage: Was raten Sie den Menschen, die noch zögern, mit der Altersvorsorge zu beginnen?

Engellandt: Wichtig ist bei der eigenen Altersvorsorge nicht aus Angst oder Unsicherheit zu zögern. Die Absicherung ist keinesfalls ein Kraftakt, sondern ein laufender Prozess, der sich problemlos in jeden Alltag integrieren lässt. Wer früh beginnt, behält die Kontrolle, verschafft sich langfristig finanzielle Sicherheit und kann beruhigt in die Zeit nach dem Arbeitsleben blicken.