Der mutige Vorstoß gegen Ultra-Fast-Fashion: Frankreichs Kampf für nachhaltige Mode
Frankreich, das Herz der Luxusmode, schlägt einmal mehr den Weg in eine umweltbewusstere Zukunft ein. Am 10. Juni 2025 stimmte der französische Senat nahezu einstimmig für einen Gesetzentwurf, der das Phänomen «Ultra-Fast-Fashion» – jenes grenzenlose Überangebot an oftmals minderwertigen Kleidungsstücken aus Fernost – in seine Schranken weisen soll reuters. Der Beschluss markiert einen Meilenstein in der europäischen Textilpolitik und sendet ein starkes Signal an Unternehmen wie Shein und Temu.
Warum Ultra-Fast-Fashion ein Problem ist
Die rapide Abfolge neuer Kollektionen geht einher mit einem massiven Verbrauch an Ressourcen: Wasser, Energie und Rohstoffe werden in großem Stil verschwendet, während die kurze Lebensdauer der Kleidungsstücke zu enormem Müllaufkommen führt. Allein in Frankreich werden laut Umweltbehörde ADEME täglich tausende Tonnen Textilabfall produziert – eine Flut, die unsere Ökosysteme und Klimabilanz erheblich belastet.
Die zentralen Maßnahmen des Gesetzentwurfs
- Öko-Score-System: Jede Textilie wird künftig nach einem transparenten Umweltbewertungssystem geprüft. Emissionen, Energieverbrauch und Recyclingfähigkeit fließen in den Score ein.
- Progressive Strafzahlungen: Hersteller, die die Mindeststandards nicht erfüllen, sollen bis 2030 bis zu 10 € pro Artikel Strafe zahlen können oder bis zu 50 % des Nettopreises – ein spürbarer ökonomischer Anreiz, Produktion und Vertrieb ökologisch zu optimieren.
- Werbeverbot: Ultra-Fast-Fashion-Anbieter dürfen keine Werbung mehr schalten und keine Influencer mehr bezahlen, um ihre Billigware zu bewerben.
- Aufklärungspflicht: Kund:innen müssen direkt am Preisschild über Umwelttipps informiert werden: Reparaturangebote, Recyclinghinweise und Konsumhinweise sollen die Lebensdauer der Textilien verlängern.
Schutz für europäische Marken
Kritiker werfen dem Gesetzentwurf vor, europäische Branchenriesen wie Zara oder H&M zu schonen – ein Kompromiss, der auf politischen Druck zurückgeht. Befürworter hingegen argumentieren, dass eine Pauschalregulierung kleinerer heimischer Betriebe den nachhaltigen Umbau der gesamten Branche erschweren würde.
Ausblick und Bedeutung für die EU
Das nun verabschiedete Dokument muss noch in einem Vermittlungsausschuss zwischen Nationalversammlung und Senat final abgestimmt werden und später von der EU-Kommission überprüft werden. Parallel drängen weitere Mitgliedsstaaten auf harmonisierte EU-Regeln: Eine geplante Novelle der EU-Abfallrahmenrichtlinie könnte schon bald textile Produkte gesamtunionweit strenger regulieren. Frankreich übernimmt damit die Vorreiterrolle und setzt ein Zeichen für echten Wandel in der Modeindustrie.
Ein Schritt in Richtung nachhaltige Mode
Der Gesetzentwurf ist kein Allheilmittel, aber ein klares Statement gegen die Wegwerfmentalität der Fast-Fashion-Giganten. Er verbindet ökonomische Sanktionen mit Transparenzpflichten und Werbeverboten, um Unternehmen in die Pflicht zu nehmen. Ob der Plan voll greift, hängt von der Umsetzung und eventuellen Anpassungen in Brüssel ab. Doch eines steht fest: Frankreich setzt erneut Impulse, die das Potenzial haben, die gesamte europäische Modebranche nachhaltiger zu gestalten – für einen verantwortungsvollen Umgang mit unseren Ressourcen und unsere Umwelt.