Organisationsgrad der Märkte
Das erste Systematisierungskriterium beinhaltet den Organisationsgrad der Märkte. Hiernach kann man zwischen organisierten Finanzmärkten, Finanzmärkten mit kontinuierlichen Beziehungen zwischen den Kontrahenten und Finanzmärkten mit diskontinuierlichen Beziehungen zwischen den Kontrahenten unterscheiden:
I. Organisierte Finanzmärkte
- Aktienmarkt
- Rentenmarkt
- Devisenmarkt
II. Finanzmärkte mit kontinuierlichen Beziehungen zwischen den Kontrahenten
- Bankenkreditmarkt
- Unternehmenskreditmarkt
III. Finanzmärkte mit diskontinuierlichen Beziehungen zwischen den Kontrahenten
- Kleinkreditgeschäft
- Langfristiges Industriekreditgeschäft
- Internationales Anleihengeschäft
Im Rahmen der organisierten Finanzmärkte differenziert man zwischen dem Aktienmarkt für Eigenkapital, dem Rentenmarkt für Fremdkapital der ersten Adressen und dem Devisenmarkt für Buchgeld in fremder Währung. Die Konditionenbildung auf diesen Märkten erfolgt gemäß dem Marktmodell der vollständigen Konkurrenz unter öffentlicher Kontrolle. Die Preisbildung erfolgt auf Börsen oder zu ähnlichen Konditionen im OTC (Over The Counter) Handel. Man unterscheidet zwischen den Kassamärkten, an denen die Handelsobjekte wie z.B. Aktien, Anleihen oder Devisen zur sofortigen Erfüllung gehandelt werden, und den Märkten für derivative Instrumente, an denen aus den Kassaobjekten abgeleitete derivative Handelsobjekte wie Optionen, Futures, Forwards oder Swaps gehandelt werden. In Bezug auf die Kassamärkte ist der Primärmarkt, an dem neu geschaffene Finanztitel plaziert werden, von dem Sekundärmarkt, an dem bereits emittierte Wertpapiere zwischen den Marktteilnehmern gehandelt werden, zu unterscheiden. Es ist darauf hinzuweisen, dass auf den Primärmärkten nur wenige Unternehmen als Finanzmittelaufnehmer tätig sind.
Die Finanzmärkte mit kontinuierlichen Beziehungen zwischen den Kontrahenten sind dadurch gekennzeichnet, dass die Konditionenbildung nur zum Teil unter öffentlicher Kontrolle wie z.B. durch das Kreditwesengesetz stehen. Grundsätzlich sind hier die Konditionen durch Verhandlungen der Kontrahenten gestaltbar, so dass innerhalb des Bankenkreditmarktes und des Unternehmenskreditmarktes das finanzierungswirtschaftliche Ergebnis zum großen Teil vom Verhandlungserfolg der Kontrahenten abhängt.
Die Konditionenbildung auf den Finanzmärkten mit diskontinuierlichen Beziehungen zwischen den Kontrahenten ist differenziert zu betrachten. Während die mittelfristigen Kredite für Private sowie für Klein- und Mittelbetriebe mit standardisierter Konditionengestaltung auf beiden Marktseiten nur sehr beschränkt Verhandlungsspielräume zulassen, kann die Konditionengestaltung sowohl im langfristigen Industriekreditgeschäft als auch im internationalen Anleihegeschäft zum Gegenstand erfolgsbestimmender Verhandlungen gemacht werden.