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Der Black Friday: Eine Bedrohung für kleine Händler!

Der Black Friday wird von den Kunden gefeiert. Doch viele Händler müssen an ihre Grenzen gehen, um im Rabattrennen mithalten zu können. Die Rating-Agentur Moody’s warnt vor den Folgen für die Bonitätsbewertung der Branche.

Der Rabatt-Feiertag Black Friday kann sich für Einzelhändler trotz der Chance auf hohe Umsatzerlöse als eine Gefahr entpuppen. Darauf macht jetzt die Rating-Agentur Moody’s aufmerksam. Denn echte Tiefpreise mögen Konsumenten erfreuen, gehen aber zu Lasten des Gewinns der Kaufleute. „Durch den Black Friday wird ein Teil der Einkäufe aus dem Weihnachtsgeschäft vorverlagert, und zwar oft zu niedrigeren Gewinnmargen“, sagte Moody’s-Experte David Beadle. Deshalb wirkt sich der Black Friday auf die Bonitätseinstufung der europäischen Einzelhandelsbranche insgesamt tendenziell negativ aus – „und auf einzelne Unternehmen selten positiv“, so Beadle. Auf der einen Seite bringen Sonderangebote auch kleinere Händler in Kontakt mit den Kunden, die sie sonst vielleicht gar nicht wahrnehmen würden, inklusive der Chance, bei diesen einen positiven Eindruck zu hinterlassen. Clevere Händler beteiligen sich deshalb nach Beobachtung der Ratingexperten zwar, legen sich jedoch zuvor eine genaue Strategie zurecht, zu der auch der Einkauf spezieller Artikel für die Sonderverkaufstage zählt. Denn die Kaufleute wissen aus der Erfahrung der vergangenen Jahre, welche Artikel bei Schnäppchenjägern besonders begehrt sind. Wer es schafft, große Mengen dieser Ware zu günstigen Einkaufspreisen zu erhalten, kann beim Black Friday verlustfrei oder sogar mit Gewinn mitmachen.
Etliche Händler verzichten laut Beadle aber ganz auf eine Teilnahme, weil sie zu der Einschätzung gekommen sind, dass sie ihre Ertragskraft und den Wert ihrer Marken so besser schützen könnten. „Wir gehen davon aus, dass der Verkaufstag sich mehr und mehr in Richtung Elektrik und Elektronik entwickelt und dass die Konsumenten immer deutlicher realisieren, dass wirkliche Schnäppchen selten sind“, meint er.

„Immer die besten Deals“

Viele Händler kommen allerdings zu dem Schluss, dass sie es sich kaum leisten können, völlig auf eine Beteiligung an Black Friday, Cyber Monday und ähnlichen Shopping-Events zu verzichten. Zwar werfen sich auch die deutschen Konsumenten nach Umfragen nicht gerade besinnungslos ins Wettrennen um Tiefpreise, sondern pflegen eine gesunde Skepsis gegenüber Versprechungen wie „Ausverkauf des Jahres“ oder „Immer die besten Deals“. Auf die gezielte Pirsch nach günstigen Angeboten geht dennoch eine vergleichsweise große Minderheit von – je nach Umfrage – etwa einem Drittel bis gut 40 Prozent der Konsumenten.
Deren Aufmerksamkeit konzentriert sich im Onlinehandel nach verschiedenen Umfragen immer mehr auf Elektronikartikel wie Laptops, Handys oder Kameras, aber auch nach Haushaltskleingeräten, Schmuck und Videospielen werden die Angebote gescannt. Der von Moody’s prognostizierte Trend hat also bereits eingesetzt.

Bei der Mode dagegen verschiebt sich das Interesse am Black Friday nach einer Erhebung der Beratungsfirma Simon-Kucher in diesem Jahr eher wieder hin zu physischen Geschäften. Zudem stehe bei Fashion-Fans nicht so sehr der günstigste Preis im Mittelpunkt, vielmehr erwarte man, dass kleine Extras vom Begrüßungstrunk bis zum DJ den Einkaufsbummel versüßen.
Nach einer Berechnung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) verzichten gerade Onlinehändler, die am „schwarzen Freitag“ im Normalbetrieb weitermachen, auf beträchtliches Umsatzpotenzial. „Die Deutschen kaufen am Black Friday und am darauffolgenden Cyber Monday rund siebenmal so viel wie an normalen Verkaufstagen“, berechnete die IW-Expertin für Industrieökonomik und Wettbewerb, Barbara Engels.

Der Handelsverband Deutschland (HDE) hatte das Zusatzgeschäft der Gesamtbranche in diesem Jahr auf 2,4 Milliarden Euro veranschlagt, ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Engels geht davon aus, dass von der Gesamtsumme rund zwei Milliarden im Onlinehandel ausgegeben werden. Die beiden Tage rund um das Black-Friday-Wochenende zählten damit jetzt schon zu den umsatzstärksten des ganzen Jahres, so die Kölner Wirtschaftsforscherin.

 

Quelle: Welt